Gold News

Gold auf dem Sprung

Die jüngste Entwicklung des Goldpreises gibt Rätsel auf. Was sollten Anleger angesichts der Preissprünge tun? Nicht voreilig handeln! Doch gerade bei internationalen politischen Krisen kann Gold im Depot sich lohnen.

Goldskeptiker und Goldliebhaber liefern sich seit Jahren eine hitzige Diskussion, ob Gold eine lohnende Investition sei. Am Montag hatten die Skeptiker wieder Oberwasser. Der Preis für eine Feinunze Gold verbilligte sich um 2,5 Prozent auf rund 1304 Dollar. Die seit Mitte Juni aufgelaufenen Gewinne waren damit wieder aufgezehrt.

Die allseits erwartete Begründung der Pessimisten kam prompt, sie gehört mittlerweile zum Ritual: Die Erholung an den Aktienmärkten sei schuld. Außerdem sei der Anstieg des Goldpreises zuletzt vor allem spekulativ getrieben. Immerhin: Die von der CFTC (U.S. Commodity Futures Trading Commission) am Freitag veröffentlichten Daten über die Positionierungen der Anleger zeigten tatsächlich, dass institutionelle Investoren ihre Wetten auf steigende Preise in Gold-Futures in der Vorwoche noch einmal ausgebaut hatten.

„Die Anzahl der Kontrakte auf steigende Preise hat den höchsten Stand seit November 2012 erreicht“, bestätigt Eugen Weinberg von der Commerzbank. „Solch eine sehr positive Einschätzung zum Goldpreis ist in der Regel ein Kontra-Indikator. Das hat sich am Montag vergangener Woche erneut gezeigt“, so Weinberg.

Auf die Frage, ob er in Gold investieren würde, antwortet der Rohstoffexperte jedoch überraschend eindeutig: „Ja. Natürlich. Es ist allerdings eine Frage des Timings. Gold ist zwar als Spekulationsobjekt nur bedingt geeignet. Es bietet schließlich keine Zinsen und produziert nichts. Aber langfristig ist Gold als Absicherung immer ein gutes Instrument“, sagt Eugen Weinberg, der damit die Argumente der ewigen Gold-Optimisten auf den Punkt bringt: Gold ist eine Krisenwährung.

Es gilt als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten, als Fieberthermometer der Konjunktur: Je mehr Angst herrscht, desto höher steigt die Fieberkurve. „Gerade internationale politische Krisen können immer wieder überraschend für eine große Verunsicherung an den Märkten sorgen. Da ist man gut beraten, Gold im Depot zu haben“, sagt auch Vermögensverwalter Roland Idecke von Novethos Financial Partners.

Man sollte dabei gerade jetzt natürlich nicht alles auf eine goldene Karte setzen: „Die wirtschaftliche Entspannung, die Erwartung einer sich belebenden Weltkonjunktur und eine Straffung der Geldpolitik in den USA lassen ein Goldinvestment derzeit wenig attraktiv erscheinen. Auf der anderen Seite haben die letzten Monate aber auch gezeigt, dass Anleger fast reflexartig wieder in Gold investieren, wenn die Datenlage sehr undurchsichtig wird“, so Idecke.

So sorgten nach einem massiven Abverkauf zwischen Ende August 2013 und Januar 2014 eine stabile Nachfrage aus Asien, die Krimkrise und die anhaltenden Diskussionen um die wirtschaftliche Entwicklung in China für wieder steigende Notierungen. „Zusammenfassend betrachtet sehen wir derzeit ein durchaus günstiges Einstiegsniveau für mittelfristig orientierte Investoren. Den potenziell kurzfristig agierenden Verkäufern stehen eine stabile physische Nachfrage und der weiterhin vorhandene Status des Goldes als sicherer Hafen bei der Geldanlage gegenüber“, so Idecke.

Ob der Zeitpunkt zum Einstieg gerade jetzt günstig ist, muss sich noch zeigen. Denn Charttechniker beobachten im Moment die Entwicklung des Goldpreises sehr aufmerksam: In den zurückliegenden vier Quartalen zeichnete sich eine Preisbewegung ab, die sehr an die Zeit zwischen Mitte Juli 2011 und Ende März 2013 erinnert.

Damals bewegte sich der Goldpreis in einer vergleichsweise engen Spanne. Als der Preis unter die untere Unterstützungslinie bei 1520 US-Dollar fiel, brach der Goldpreis heftig ein. „Mit einem Schwung war Gold plötzlich 200 US-Dollar pro Feinunze weniger wert. So schnell konnte kaum jemand reagieren“, erinnert sich Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Trinkaus.

Warnend fügt er hinzu: „So etwas könnte bald wieder passieren, wenn der Preis unter die Unterstützungsmarke bei 1180 US-Dollar fallen würde. Anleger sollten an diesem Punkt Stopp-Loss-Marken positionieren“, so Scherer. Als Pessimist möchte sich der Charttechniker jedoch nicht sehen.

Schließlich gebe es auch Anlass zur Hoffnung auf steigende Goldpreise – nämlich dann, wenn die Unterstützung halten und der Goldpreis in der Gegenbewegung über 1392 Dollar hinaus steigen würde. Denn es gibt einen Grund für Gold-Optimismus, der auf der Erfahrung der vergangenen vier Jahrzehnte beruht: „Im durchschnittlichen Verlauf aller US-Zwischenwahljahre seit 1970 ist der Halbjahreswechsel typischerweise der Ausgangspunkt für eine nachhaltige Stärke des Goldpreises im weiteren Jahresverlauf“, so Scherer.

Überhaupt markiere im Rahmen des US-Präsidentschaftszyklus das derzeit laufende Zwischenwahljahr den besten Teilabschnitt. „Deshalb ist im Jahresverlauf ein Wiedersehen mit dem bisherigen Jahreshoch bei 1.392 US-Dollar möglich, wodurch das Bild der Pessimisten in Form der Ausprägung eines absteigenden Dreiecks endgültig durchkreuzt wäre“, so Scherer.

Abgesehen von solch charttechnischer Betrachtung sprechen auch die makroökonomischen Fakten für ein Gold-Engagement: Die Schuldenprobleme in Europa, den USA und Japan sind nach wie vor nicht gelöst. Und es sieht auch nicht so aus, als ob sich die Lage entspannen könnte. Im Gegenteil: In den drei genannten Währungsräumen läuft die Druckerpresse noch immer auf Hochtouren.

Die Zentralbanken in der Euro-Zone, den USA und Japan liefern sich derzeit einen Wettstreit darum, wessen Währung international schneller abwerten kann. Der Plan ist durchsichtig: Die nicht mehr zu bezahlenden Schulden sollen weginflationiert werden. Die Zinsen bleiben niedrig, somit sind die Opportunitätskosten für Gold ebenfalls gering. Wer in Gold investiert, verpasst also derzeit nichts an der Zinsfront.

Für Investoren, stellt sich grundsätzlich die Frage, wie hoch der Gold-Anteil als Absicherung gegen Krisen im Depot sein sollte. Glaubt man den Experten, wird diese Frage in den kommenden Wochen evident, wenn der Goldpreis über 1.392 Dollar steigt oder unter 1.180 Dollar fällt. In beiden Fällen ergeben sich neue Chancen, in Gold zu investieren: entweder, weil der Goldpreis zu einer neuen Hausse ansetzt oder weil sich bei einem Preissturz auf niedrigem Niveau Einstiegschancen bieten.

Dabei bieten sich derzeit insbesondere Investments ohne Währungsabsicherung an. „Selbst bei einem stagnierenden Goldpreis könnten Anleger im Euroraum mittelfristig von steigenden Preisen in Euro profitieren, wenn der US-Dollar an Stärke gewinnt“, erklärt Eugen Weinberg. Denn Gold wird, wie alle Rohstoffe, in US-Dollar gehandelt.

Die Wertentwicklung des gelben Metalls verlief in den vergangenen Jahrzehnten zwar oftmals entgegengesetzt zum US-Dollar. Gewann der Dollar an Wert, wurde Gold preiswert. Stürzte der Dollar ab, schoss der Goldpreis nach oben. Deshalb war es für Anleger, die mit Zertifikaten auf einen steigenden Goldpreis setzten, bislang meistens eine gute Idee, sich gegen Währungsschwankungen abzusichern.

Doch aktuell muss diese Regel nicht mehr zwingend gelten. „Während die Notenbank in den USA die Märkte auf Zinsanhebungen vorbereitet, stehen die Zeichen in Europa weiterhin auf niedrige Zinsen. Das trägt dazu bei, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar schwächeln könnte“, erklärt Eugen Weinberg von der Commerzbank.

Ausgehend davon, dass in den kommenden Wochen viel Bewegung in den Goldpreis kommen wird, können Anleger dann je nach Risikoempfinden in verschiedene Zertifikate-Typen investieren. Während Index-Zertifikate für Gold-Optimisten geeignet sind, können Investoren auf Discount-Zertifikate zurückgreifen, wenn sie mittelfristig von stagnierenden bis steigenden Goldpreisen ausgehen.

Index-Zertifikate ohne Währungsabsicherung und ohne Laufzeitbegrenzung sind für solche Anleger geeignet, die – je nach Situation – an einen weiteren Anstieg oder einen nachhaltigen Turnaround bei Gold glauben. Denn Index-Zertifikate vollziehen die Entwicklung des Goldpreises eins zu eins nach. Beispiele dafür sind Gold-Zertifikate von Goldman Sachs (WKN GS0HH0), der Commerzbank (WKN 160902) oder der Deutschen Bank (WKN 722373).

Anleger, die nach einem eventuellen Preissturz erwarten, dass die Preise für Gold im Nachhinein eher seitwärts tendieren, können sich einen Effekt zu Nutze machen, der dann auftritt, wenn die Kurse eines Basiswertes stark schwanken. Insbesondere dann, wenn die Preise stark unter Druck geraten sind, steigt in der Regel die Volatilität, also die Schwankungsbreite der Kursveränderungen. Je höher die Volatilität ist, desto mehr Rendite lässt sich mit Discount-Zertifikaten erzielen.

Hintergrund: Bei Discount-Zertifikaten verkauft der Emittent eine Call-Option auf den jeweiligen Basiswert. Zusammen mit der prognostizierten Dividende für die Restlaufzeit wird der erzielte Options-Verkaufspreis als eine Art Rabatt an den Käufer eines Discountzertifikats weitergegeben. So entsteht der Preisabschlag im Vergleich zum Direkterwerb der unterliegenden Aktie. Dafür wird die Partizipation des Zertifikats an steigenden Aktienkursen begrenzt, sobald die verkaufte Call-Option ausgeübt wird.

Der Effekt: Je höher die Volatilität, desto teurer werden Optionen, und desto mehr Rabatt bieten die entsprechenden Discount-Zertifikate. So lässt sich mit Discount-Zertifikaten auf Gold bei viel Preisbewegung gutes Geld verdienen. Ein Beispiel für ein solches Szenario ist ein Papier von Société Générale (WKN: SG43U8) mit Laufzeit bis 20. März 2015 und einem Rabatt von aktuell rund 16 Prozent auf den Goldpreis. Der Cap liegt bei 1.100 US-Dollar.

Bei einem aktuellen Preisniveau von rund 1.300 US-Dollar pro Feinunze bietet dieses Discount-Zertifikat zwar nur eine Rendite von einem Prozent per annum. Sollte der Goldpreis aber tatsächlich bis auf diese Marke fallen, würde die erzielbare Rendite für dieses Papier schnell ansteigen. Zum Vergleich: Ein Gold-Discountzertifikat von der Commerzbank (WKN: CB0P31) mit einem Cap von 1.300 US-Dollar – also nahe am aktuellen Goldpreis – und einer ähnlich langen Laufzeit bietet derzeit eine Rendite von 6,2 Prozent per annum. Die Regel gilt also: Je niedriger der Cap, desto geringer das Risiko. Je höher der Cap, desto größer ist auch die maximal erzielbare Rendite.

So lassen sich auch im aktuellen Szenario Discountzertifikate einsetzen, die mehr Rendite versprechen, wenn der Goldpreis nicht weiter fällt oder sogar ansteigt: Mit einem Discount-Zertifikat von der Société Générale (WKN: SG43VE), dessen Cap bei 1.400 US-Dollar liegt, lassen sich bis zum Laufzeitende am 13. März 2015 rund 14 Prozent Rendite per annum erzielen – bei entsprechendem Risiko. Der Risikopuffer durch den Rabatt beträgt nur 1,5 Prozent.

Bonus-Zertifikate bewähren sich in Phasen, in denen der Kurs des Basiswertes kaum bewegt. Damit ist in den kommenden Wochen nicht zu rechnen. Siehe oben. Im ungünstigsten Szenario unterschreitet der Goldpreis die festgeschriebene Verlustbarriere des Zertifikats. Selbst bei einem anschließenden Anstieg profitieren Anleger dann nicht mehr vom ursprünglichen Vorteil dieser Zertifikate: dem Bonus. Deshalb sollten Anleger derzeit die Finger von diesem Instrument lassen.

Anleger, die nicht nur von einer Preisbewegung bei Gold profitieren wollen, sondern im Krisenfall etwas in der Hand halten wollen, bietet sich neben dem Kauf von Goldmünzen oder Barren die Möglichkeit, in Gold-ETCs mit physischer Hinterlegung zu investieren. Dabei handelt es sich um sogenannte Einzweckgesellschaften, die das Investoren-Geld ausschließlich in Goldbarren anlegen und diese als Sicherheit für die Anleger in Tresoren verwahren.

ETCs, bei denen die Auslieferung von physischen Goldbarren zumindest theoretisch möglich ist, sind beispielsweise „Xetra-Gold“ von der Deutschen Börse (WKN A0S9GB), EUWAX Gold (WKN EWG0LD) oder der Gold Bullion Securities von ETF Securities (WKN A0LP78). Ob eine Auslieferung in der Praxis Sinn macht, ist allerdings umstritten. Denn bei Xetra Gold beispielsweise zahlen Anleger die Lieferkosten. Beim Gold Bullion Securities ist eine Auslieferung sogar nicht nur mit Kosten, sondern auch mit viel bürokratischem Aufwand verbunden.

Zudem liegt das Gold in London bei HSBC. Wie es im Fall des Falles nach Deutschland gelangen soll, muss der Kunde mit seiner Bank klären. Etwas einfacher haben es da Goldbarrenkäufer bei der DAB Bank: Die Bank bietet ihren Kunden an, direkt Goldbarren in verschiedenen Größen zu kaufen und in der Schweiz lagern lassen. Die einzelnen Barren werden wie Wertpapiere im Portfolio verwaltet. Wer die Barren anfassen will, kann sie sich nach München liefern lassen. Immerhin.

Fazit: Charttechnisch gesehen, bewegt sich der Goldpreis derzeit in einer immer enger werdenden Spanne. Analysten gehen davon aus, dass demnächst eine starke Bewegung nach oben oder unten stattfinden wird. Anleger, die nach einem Kurssturz oder nach einem Preisausbruch nach oben in Gold investieren wollen, können direkt Goldmünzen oder Barren, Gold-Fonds mit physischer Hinterlegung oder Index-Zertifikate kaufen und von einem weiteren Anstieg oder Turnaround des Goldpreises profitieren.

Vorsichtigeren Anlegern bieten sich eher Discountzertifikate auf Gold an. Auf jeden Fall sollten Investoren, die bereits Gold im Depot halten, die Marke von 1.180 US-Dollar pro Feinunze im Blick behalten und gegebenenfalls Stopp-Loss-Orders setzen. Denn ein Unterschreiten dieser Marke führt vermutlich zu einem weiteren starken Preisrutsch bei Gold.

Das Handelsblatt ist eine täglich erscheinende Wirtschafts- und Finanzzeitung in deutscher Sprache.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

Folgen Sie uns auf

Twitter  Youtube

 

Analysen

Gold-Investor-Index

Überblick: Wie Sie online physisches Gold kaufen

Video: Sicher, günstig und einfach Gold kaufen
 

Gold Supply & Demand

Impressum