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Silber, Buffett und die Gebrüder Hunt

Warren Buffett hegte ein starkes Interesse an Silber. Und ebenso die Söhne des Ölmagnaten Hunt…

Warum gab es in den letzten Jahrzehnten zwei große Spekulationen auf dem Silbermarkt? Dieser Frage geht Miguel Perez-Santalla von BullionVault nach.

In 1980 - dem Jahr, als ich meine Arbeit in der Edelmetallbranche begann – betrug der Preis für Silber 50 USD je Feinunze. Allerdings nur, um wenige Tage später darauf einzubrechen. Die Gebrüder Hunt, die extrem finanzkräftigen Söhne des texanischen Öl-Tycoons Haroldson Layette Hunt, waren damals zum großen Anteil für den Anstieg mitverantwortlich. Stephen Fay schreibt in seinem Buch Beyond Greed ausführlich über die Geschehnisse dieser Zeit.

Nelson Bunker veranlasste bewiesenermaßen seinen Bruder Herbert Hunt zu einer Spekulation, bei der sie zusammen mit Geschäftspartnern aus dem Nahen Osten über 280 Millionen Feinunzen Silber kauften und somit versuchten, den Silberpreis in die Höhe zu treiben. Schätzungen von Fay nach entsprach dies damals rund 80% des gesamten Silbers, das in 1979 weltweit gefördert wurde und zum damaligen Höchstpreis rund 14 Mrd. USD wert war. Die Hunts trafen zuvor Vorkehrungen, um die Handelsaktivitäten unter anderen Namen durchzuführen. Sie glaubten an den Wert von Silber und waren bereit, soviel wie möglich anzuhäufen - und zwar unter allen Umständen.

Natürlich stellte das auch für sie ein hohes Risiko dar, da sie sowohl Futures als auch physisches Silber kauften. Aber war dies auch illegal? Immerhin hielten sie sich an die Marktregeln der damaligen Zeit. In jedem Fall wurden sie von der Gier getrieben und nutzten sämtliche ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen, um noch mehr zu bekommen.

Nachdem herauskam, dass die Gebrüder Hunt hinter sämtlichen Geschäftspartnern und somit letztendlich auch hinter dieser gigantischen Silberspekulation standen, schlossen sich die Bankiers mit der Rohstoffbörse, der Comex, und der US-Notenbank zusammen, um die Regeln zu ändern. Unter anderem durften keine neuen Long-Positionen mehr eingegangen werden. Nachdem die neuen Regeln in Kraft traten, folgte der verhängnisvolle Absturz des Silberpreises, der letztendlich auch zum Bankrott der Gebrüder Hunt führte.

Da es für jeden Verlierer eines Terminkontraktes auch einen Gewinner geben muss, war Bunker Hunt davon überzeugt, dass die Bankiers und Regulatoren immens von der Beendigung dieser Spekulationsweise profitiert haben mussten. Unabhängig davon, ob dies der Fall war oder nicht, wären die Brüder ohne Frage weitaus erfolgreicher gewesen, wenn sie ihre Gewinne früher mitgenommen hätten, nämlich noch bevor die von ihnen ausgelösten Preise ein Niveau erreichten, mit dem sie sowohl die Industrie als auch den Durchschnittsverbraucher beeinträchtigten. An diesem Punkt schalteten sich dann auch die Behörden ein, um die Verzerrung zu korrigieren.

Da der Silbermarkt wesentlich kleiner als der Goldmarkt ist, stellt er für viele Big Player eine große Versuchung dar, diesen zu beeinflussen zu versuchen.

Ende der 1990er nahm der Kauf von physischem Silber wieder stark zu. Es begann mit einem großen Handelsunternehmen unter dem Vorsitz eines bekannten Großinvestors, Warren Buffetts Berkshire Hathaway (Börsenticker BRK), das zwischen 1997 und Anfang 1998 fast 130 Millionen Feinunzen erworben. Buffett soll zu dieser Zeit rund 37% des globalen Silberangebots besessen haben. Der Marktpreis ging dadurch bei der Bekanntgabe zwar stark in die Höhe, allerdings kam es nicht zu einer Kursbewegung in dem Ausmaß, welche die Öffentlichkeit wie knapp 20 Jahren davor erschütterte.

Obwohl die gekaufte Menge immens war, hatte auch die Silberproduktion seit 1980 im großen Umfang zugenommen, so dass der Markt nicht so stark wie zuvor darauf reagierte. Des Weiteren boomte damals die US-Wirtschaft, weshalb weniger Menschen es als nötig erachteten, in physisches Silber als „sicheren Hafen“ zu investieren.

Insgesamt wurden damals eher andere Marktakteure durch die Bewegungen des Silberpreises überrascht. Es wurden zwar keine Rekorde gebrochen, durchaus aber einige Deals von anderen Anlegern. Zu dieser Zeit stieg Silber von etwas über 4 USD auf fast 7 USD. Das war sehr nachteilig für solche Industriezweige, die Silber verwendeten. Und da dies auch negative Auswirkungen auf die Finanzlagen anderer Investoren hatte, wurden abermals die Behörden eingeschaltet, um den Preis zu untersuchen.

Einer dieser Investment-Manager war Martin Armstrong von Princeton Economics International, der offensichtlich Leerverkäufe auf dem Silbermarkt getätigt hatte. Sein Unternehmen kam aufgrund der vielen Käufe und steigenden Preise, die er nicht vorhergesehen hatte, ins Schleudern. Auf Verlangen der Ermittler mussten alle großen Marktteilnehmer ihre Absichten offenlegen. Dabei kam heraus, dass keine Gesetzwidrigkeit begangen wurde. Allerdings hatte Armstrong dadurch die Büchse der Pandora geöffnet.

Im Laufe der Untersuchung wurde festgestellt, dass das Geld, das er für die Leerverkäufe von Silber-Futures verwendete, von einem vermeintlichen „Ponzi Scheme“ kamen, also einer Betrugsmasche ähnlich eines Schneeballsystems, bei dem die eigentliche Geldquelle verschleiert wird. Armstrong wurde wegen Betrugs verurteilt und musste für mehrere Jahre ins Gefängnis. Mittlerweile ist er wieder auf freiem Fuß und beteuert nach wie vor seine Unschuld, wohingegen er der Meinung ist, dass größere Fische als er, die damals eigentlich verurteilt gehörten, ungeschoren davonkamen.

Versuchte Berkshire Hathaway damals wirklich, den Silbermarkt zu manipulieren oder handelte es sich dabei lediglich um Anleger, die ein langfristiges Interesse an Hard Assets hatten? Auf was in diesem Zusammenhang oftmals verwiesen wird, um deren gutartige Absicht zu belegen, ist, dass BRKs Positionen in Silber sehr klein im Verhältnis zu derem restlichen Portfolio waren – nur 2% der gesamten Unternehmensbeteiligungen. Es heißt, dass falls die Coca-Cola-Aktien um 5 USD gefallen wären, dies dem Unternehmen mehr geschadet hätte als wenn der Wert von Silber auf null heruntergegangen wäre.

Entscheidend ist, dass Silber einem größeren Volatilitäts-Risiko sowie versuchten Spekulationen als der große Bruder Gold ausgesetzt ist. Der Hauptgrund dafür ist die normalerweise auf dem jeweiligen Markt befindliche Geldmenge. Jüngsten Daten des Londoner Goldmarktes LBMA zufolge, auf dem Warren Buffett Ende der 90er physische Silberbarren kaufte, soll der Goldhandel den Silberhandel durchschnittlich um das 9-fache übersteigen, gemessen am Wert in US-Dollar. Auf der amerikanischen Comex, wo sich die Brüder Hunt gehörig die Finger verbrannten, als sie versuchten, ihre Silberbestände mit geliehenem Geld aufzustocken, war Ende Februar der Wert der offenen Gold-Kontrakte dreimal größer als der für Silber.

Die Liquidität deutet auf die eigentliche Marktgröße hin. Je mehr Personen oder Geschäfte ihr Geld in einen Markt stecken, umso einfacher und schneller ist es, größere Mengen zu kaufen und zu verkaufen, ohne dass dies Auswirkungen auf den Marktpreis hat. Da der Silbermarkt im Verhältnis dazu eher klein ist, gibt es auch Marktteilnehmer, die ein Risiko auf sich nehmen, um bedeutende Gewinne beim Kauf von großen Mengen zu machen, die sie entweder wirklich in physischer Form kaufen oder aber leerverkaufen.

Es gibt immer Anleger, die gewinnen und solche, die dabei verlieren. Und manche dieser Gewinne oder Verluste sind so groß, dass sie die Marktpreise beeinflussen können. Aber letztendlich ist der eigentliche Grund, warum wir auf dem Silbermarkt hin und wieder dermaßen große Handelsaktivitäten sehen, dass die Anleger der Meinung sind, dadurch eine Menge Geld machen zu können.  

Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.

Miguel Perez-Santalla ist ehemaliger Vize-Präsident von BullionVault in den USA, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Er hat 30 Jahren Erfahrungen im Edelmetall-Geschäft, ist regelmäßiger Referent bei Branchenveranstaltungen und war zuvor unter anderem für das internationale Edelmetallunternehmen Heraeus tätig.    

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