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Silber und Gold – eine neue Divergenz?

Die Nachfrage nach Silber wächst kontinuierlich, wohingegen Gold vorübergehend seinen Glanz etwas verloren zu haben scheint. Lesen Sie mehr über die Fakten und die Marktmechanismen dahinter…

Silber ist belastbar, selbst wenn es der Preis nicht ist. Was ist damit gemeint?

Seitdem im Frühling dieses Jahres die Preise für Edelmetall anfingen zu sinken, sind die Bewertungen enorm gefallen. Noch mehr fiel die Nachfrage nach bestimmten Edelmetallen. Die am drastischsten erkennbaren Einbußen verzeichnete der Gold-ETF, der unter dem Kürzel GLD gehandelt wird.

Der GLD hat seit seinem Höchststand im Dezember 2012 unglaubliche 31% seiner Bestände verloren. Am 29. Juli 2013 waren es 13,638 Mio. weniger gegenüber seiner ursprünglich 43,453 Mio. Feinunzen. Somit bleiben noch 29,815 Mio. Feinunzen übrig, die treuhänderisch gehalten werden. Zur gleichen Zeit verlor der Silber-ETF SLV lediglich 3% gegenüber seinem Hoch im April 2011, als der Fonds 11.243 Tonnen Silber besaß.

Silber und Gold - eine neue Divergenz?

Auf dem Münzmarkt sieht es ganz anders aus. Die amerikanische Münzprägeanstalt US-Mint verkauft rege ihre „Silver-Eagle“-Münzen. Momentan sieht es so aus, als ob 2013 ein hervorragendes Jahr für Münzverkäufe wird. Falls es im gleichen Tempo so weitergeht, wird die US-Mint ihre Verkaufszahlen um 50% gegenüber dem Vorjahr steigern. Erstaunlicherweise verkauft sich auch der Gold-Eagle mit 1 Feinunze Gewicht gut. Bei gleich-anhaltender Geschwindigkeit werden 48% mehr verkauft worden sein als in dem erfolgreichen Jahr 2011. Dies spiegelt sehr aufschlussreich die Stimmung bei der Münz-konsumierenden Bevölkerung wieder.

Was also geschah mit dem GLD? Die großen Fondsmanager und Vermögensverwalter haben GLD den Rücken zugekehrt. Sie taten dies, da der Goldpreis fiel und zudem Gold weder Zinsen noch Dividenden bringt. Sie versuchten damit, die Verluste zu limitieren. Der GLD diktiert nicht den Marktpreis. Allerdings ist er ein wichtiger Faktor, der die Stimmung unter den Fondsmanagern zeigt, vor allem derjenigen, die in alternative Anlagen investieren. Die Marktpreise werden vielmehr diktiert durch die liquidere und stärker handelnde Rohstoffbörse, die Comex, auf der auch Banken, große Investmenthäuser und Hedgefonds agieren.

Wenn Gold einmal unter Druck gerät, sind davon auch sämtliche Investmentgesellschaften betroffen, die regelmäßig hohe vierteljährliche Ertragsraten vorweisen müssen. Falls Ihr Gehalt und Bonus davon abhingen, wie gut Sie das Geld Ihrer Klienten verwalten, würden Sie vermutlich auch beschließen zu verkaufen. Natürlich handelt es sich hierbei nur um kurzfristige Entscheidungen. Man kann ja später wieder auf den Markt zurückkommen.

Der Silber-ETF (SLV) unterliegt nicht demselben Verkaufsdruck. Dies liegt daran, dass die Akteure auf diesem weitaus kleineren Markt anders sind. Betrachtet man die Verkaufszahlen des börsengehandelten ETFs und die der US-Mint, so scheinen diese direkt miteinander zu korrelieren. Auch die Verkaufszahlen der amerikanischen Goldmünzen zeigen, dass diese Korrelation nicht vom derzeitigen Preis des Edelmetalls abhängt, sondern vielmehr von dem Vertrauen in die nationale und globale Wirtschaft. Generell mangelt es an Vertrauen gegenüber den Zentralbanken, weswegen Anleger diesen die Stirn bieten, indem sie Gold und Silber kaufen.

Dies wird auch durch einen Blick auf BullionVaults Gold-Investor-Index klar. Am Anfang des großen Gold- und Silberpreissturzes in diesem Jahr blieben die Kunden weiterhin bullisch. Und selbst während des kontinuierlichen Rückgangs danach blieb der Gold-Investor-Index die ganze Zeit über bei über 50%. (Der Gold-Investor-Index errechnet sich aus den eigenen, urheberrechtlichen Daten von BullionVault, dem weltweit größten Online-Markt für physisches Gold und Silber. Ein Messwert von über 50 bedeutet, dass es in diesem Monat mehr Käufer als Verkäufer gab.) 

Einige sind der Meinung, dass der verstärkte Kauf von Silber mit einem Kommentar des US Geological Survey zusammenhängt, der besagt, dass die uns bekannten Ressourcen innerhalb der nächsten sieben Jahre ausgehen würden. Falls die Ressourcen wirklich dermaßen limitiert wären, wären sie schon in den 90er Jahren zu Ende gegangen. Aber dies entspricht nicht den Tatsachen. Dies ist lediglich eine weitere Fehlinterpretation der vorhandenen Daten. Für die Berechnungsformel bezog man sich auf die Reserven der aktuell bekannten Silberminen weltweit und teilte diese durch die aktuelle Silberminenproduktion weltweit. Zwar wird es auf diese Weise berechnet, allerdings variieren die Reserven der Minenproduktionen. Und bei dieser Gleichung wurde außer Acht gelassen, dass Silber häufig als Nebenprodukt gefördert wird. Somit wirkt es natürlich so, als ob das Silber bald ausgehen würde. Ohne Berücksichtigung dieser Menge ist die Formel unabdingbar zum Scheitern verurteilt. Denn zu 70%-75% der weltweiten Silberproduktion wird dieses Edelmetall als Nebenprodukt gefördert und stammt nicht aus Primärquellen. Von daher wird es in absehbarer Zeit nicht an Silber mangeln.

Wieder andere behaupten, dass es wegen des Verhältnisses zwischen Silber und Gold besser ist, Silber zu kaufen. Betrachtet man die Anzahl an Feinunzen, so beträgt deren Verhältnis momentan 67:1. Hat man einen Chart über 30 Jahre, so sieht man, dass die Werte zwischen 14 und etwas mehr als 100 schwankten. Selbst in den letzten fünf Jahren beobachteten wir Höchststände von fast 84 und Tiefstände von 32. Die meiste Zeit über bewegte sich das Verhältnis zwischen 40 und 70. Von daher ist das derzeitige Verhältnis nicht allzu außergewöhnlich. Aber einige Menschen machen Geld daraus, indem sie mit diesem Verhältnis spielen. Doch in der Regel muss man sehr gut informiert sein, was die Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Kräfte betrifft, welche die Preise des jeweiligen Edelmetalls beeinflussen. Ein Setzen auf das Verhältnis birgt immer die Gefahr, mehr zu riskieren als davon zu profitieren.

Ist Silber 20 US-Dollar je Feinunze wert? Wird der Preis weiter steigen? Keiner kann diese Fragen mit absoluter Gewissheit beantworten. Aber die Motive, eine der ersten Währungen auf der Welt zu kaufen, bleiben weiterhin gewichtig. Sowohl Gold als auch Silber bleiben von Bedeutung, weil sie ihren Wert behalten und nicht durch die Zentralbanken manipuliert werden können, die momentan die Mehrheit der Bevölkerung zugunsten weniger mit Steuern belasten, indem sie die Vermögen und Einkommen abwerten.

Seit der Loslösung des US-Dollars von Gold in 1971 laufen die Gelddruckmaschinen der Zentralbanken auf Höchsttouren. Laut Statistik der US-Notenbank ist erst kürzlich die Geldmenge in den USA um 42,5% auf 10,75 Billionen USD gestiegen. Es ist schwer auszumachen, was der tatsächliche Wert der Währung ist, aber bei diesem Tempo ist es sicherlich nicht verwunderlich, wenn irgendwann eine Inflation vor der Tür steht. Es ist nur ein Grund, Edelmetall als Absicherung gegen Inflation zu besitzen. Wichtiger ist es wohl, es als Absicherung gegen wirtschaftliche Katastrophen zu haben.

Falls sich die US- sowie die Weltwirtschaft insgesamt verbessern und die Gold- und Silberpreise nachlassen, dann kann man letztendlich einfach die Früchte all seiner bisherigen Arbeit und Bemühungen ernten. Doch falls das hundertjährige „Experiment Zentralbank“ scheitern sollte, wird es sich als weise Entscheidung herausstellen, zuvor in zumindest eine der beiden einzigen wirklich internationalen Währungen investiert zu haben – Gold und Silber.    

Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.

Miguel Perez-Santalla ist ehemaliger Vize-Präsident von BullionVault in den USA, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Er hat 30 Jahren Erfahrungen im Edelmetall-Geschäft, ist regelmäßiger Referent bei Branchenveranstaltungen und war zuvor unter anderem für das internationale Edelmetallunternehmen Heraeus tätig.    

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Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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